Dichtungs FAQ

(von Axel Müller)

Eine alte Stammtisch-Weisheit:
Lass Löten und Dichten vom Klempner verrichten.

Diese FAQ ist ein erster Versuch meine Erfahrungen mit verschiedenen Dichtmitteln am Motor/Motorrad in einem Text zusammenzufassen. Sie soll als Anregung dienen und die Entscheidung vereinfachen. Für Fehlerkorrekturen und Ergänzungen bin ich dankbar, auch für Berichte über andere Erfahrungen als die hier geschilderten.
Alle Angaben ohne Gewähr.

Inhalt:
 - Arten von Dichtungen
 - Dichtmassen diverser Hersteller

Arten von Dichtungen

Es gibt Am Mopped vor allem vier Arten von Dichtungen:

 - Dichtmasse
 - Gummiring-Dichtungen
 - Metall-Dichtungen
 - Papier-Dichtungen

Die Dichtungen übernehmen verschiedenen Aufgaben, aber vor allem sollen sie dafür sorgen, daß an der Verbindungsstelle zweier Bauteile die diversen Betriebsflüssigkeiten (Benzin, Öl, Bremsflüssigkeit, Kühlwasser) oder Gase (Luft, Kraftstoff/Luft-Gemisch, Abgase) nicht austreten können. Die verschiedenen Dichtungen haben auch recht unterschiedliche physikalische Eigenschaften wie thermische, chemische und Druck-Beständigkeit. Aber auch ihre Ansprüche an die Güte der Oberfläche der abzudichtenden Werkstoffe sind recht unterschiedlich. Auch die Wiederverwendbarkeit der Dichtung ist ein Kriterium. Zuletzt sind die Maßhaltigkeit der Dichtfuge und die zu überbrückende Spaltbreite Kriterien für die Wahl der Dichtung.

Dichtmasse

Bei Gehäuseteilen, die horizontal (besser gesagt in der gleichen Ebene wie eingebaute Wellen) getrennt werden, fällt einem das Fehlen von zusätzlichen Dichtungen auf. Die Trennfuge wird lediglich mit Dichtmasse eingestrichen und die Montage der Teile erfolgt dann direkt aufeinander. Darüber wundert man sich eventuell, da doch sonst zumindest eine Papierdichtung verwendet wird.
Grund dafür ist, daß eine Dichtung sich verformen muß, um dichten zu können. Die Dichtwirkung beruht also im wesentlichen auf der Fähigkeit des Dichtmaterials sich durch Verformung an die Oberflächen der zu dichtenden Teile anpassen zu können. Wenn nun die Bauteile gleichzeitig Lagerschalen darstellen, dann wirkt diese Eigenschaft störend. Die Lager hätten entweder zuviel oder zu wenig Spiel, beides ist schlecht. Also verwendet man ein Dichtmittel, daß dünner aufträgt, als die Toleranz des Lagers beträgt.
Diese Dichtmittel lassen sich grob in dauerelastische und dauerplastische Dichtmittel unterscheiden. Dabei sind die dauerelastischen Dichtmassen zum Zeitpunkt der Montage auch plastisch, vulkanisieren dann aber (Luft, Temperatur) und lassen sich anschließend nur noch elastisch verformen.

Stellt sich nun noch die Frage: dauerelastisch oder -plastisch - was nehmen?
Die Antwort ist schwierig und hängt vom Zustand der Dichtflächen ab. Sind die Dichtflächen frei von tiefen Kratzern und absolut parallel, dann ist dauerplastisch die richtige Wahl. Bei größeren Kratzern und Unebenheiten, oder wenn gar ein Spalt zu überbrücken ist, dann ist dauerelastisch die bessere Wahl.

Von der Dichtmasse darf generell nicht zu viel aufgetragen werden, da überschüssige Masse aus der Dichtfuge herausgedrückt wird. Äußerlich läßt sich das noch ganz gut wegwischen, im Motorinneren aber nicht. Insbesondere bei dauerelastischer Dichtmasse fällt diese nach abgeschlossener Vulkanisation ab und gelangt so in den Ölkreislauf und verstopft eventuell die Ölpumpe oder Ölkanäle. Diese Gefahr besteht bei dauerplastischer Dichtmasse weniger, sofern man es beim Auftragen nicht sehr übertreibt. Diese Dichtmassen lassen sich aber auch für andere Dinge verwenden. So kann man sie zusätzlich zu oder anstatt anderer Dichtungen verwenden.

Neben diesen Dichtmassen gibt es auch solche, die nicht im sondern auf dem Dichtspalt aufgetragen werden können. Teilweise ist auch beides möglich. Diese Art ist nicht die normale Verarbeitungsmethode, aber vor allem dann sinnvoll, wenn man unterwegs ist und Öl oder Benzin aus einem Spalt drückt. So ist ein Haarriß in der Ölwanne oder eine Durchrostung am Tank zumindest so zu reparieren, daß man nach hause kommt. Die dauerplastischen Dichtmasse macht sich aber auch gut an Gewinden, die der Witterung ausgesetzt sind und daher gerne festrosten. Vor dem Lösen muß allerdings das überstehende Gewinde gereinigt werden. Auch die Spannungs- und Elektro-Korrosion wird reduziert. Als Ersatz für Schraubensicherung taugt es aber nicht.

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Gummiring-Dichtungen

Diese Dichtung trifft man an diversen Deckeln an, die weniger Druck und Temperatur ausgesetzt sind. Vorteil der Dichtung ist die Wiederverwendbarkeit des Dichtgummis. Allerdings altert auch dieser Gummi und muß dann ausgetauscht werden. Aber solange der Gummi noch ok ist, kann die Dichtung beliebig oft wiederverwendet werden. Daher trifft man sie bevorzugt an den Deckeln zur Ventilspieleinstellung und an Vergaser-Schwimmerkammern an. Der Dichtspalt ist auf einer Seite glatt, die andere Seite hat eine Nut, in der der Dichtgummi eingelegt ist. Diese Nut hat auch gelegentlich kleine Verengungen zur Verbesserung der Fixierung des Gummis. Muß die Dichtung ersetzt werden, muß nur der neue Dichtgummi in die dafür vorgesehenen Nut eingelegt werden. Es ist darauf zu achten, daß Durchmesser und Dicke dem Original entsprechen. Die Dichtungen dehnen sich zwar ein bißchen, werden dadurch aber dünner und reißen schnell ein. Das Material des Gummiringes muß natürlich dem Betriebsstoff standhalten können, also gegen Benzin, Öl oder Bremsflüssigkeit resistent sein.

Dichtungen mit gleicher Paßform wie die Nut lassen sich recht einfach montieren. Allerdings bekommt man öfters lediglich einen O-Ring und muß diesen dann z.B. in die Nut der Schwimmerkammer einlegen. Das kann nervenaufreibend werden. Ein Trick ist das Einkleben des Gummiringes. Das kann mit Sekundenkleber erfolgen, der aber nur auf die Unterseite der Nut aufgetragen werden sollte und auch nur an wenigen Stellen. Viele Sekundenkleber lassen jedoch Gummi hart und spröde werden. Man kann auch etwas Dichtmasse in die Nut geben und so den Gummi fixieren. Solange die Dichtmasse nicht vulkanisiert ist, muß man die Dichtung mit kurzen Klebestreifen am rausspringen hindern. Alternativ kann man den Gummi auch ganz weglassen und die Nut richtig mit dauerelastischer Dichtmasse und leichtem Überstand verfüllen. Dann hat man aber eventuell ein Problem bei der nächsten Demontage.

Der Gummi altert vor allem auf zwei Arten: Verhärtung und Rissbildung. Wenn man keinen Ersatz bekommt, hilft bei rissigen Gummis das Einstreichen mit dauerplastischer Dichtmasse. Bei verhärteten Gummis hilft oft ca. 20 minütiges Kochen in Wasser.

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Metall-Dichtungen

Diese Bauform tritt in zwei verschiedenen Bauformen auf. Als einteiliges Metallteil, meist aus Kupfer oder Alu vor allem bei Ölablaßschrauben und Bremsleitungen. Die Dichtwirkung ist auf die Verformung des weichen Dichtungsmaterials zurückzuführen. Die Dichtung muß nach der Demontage ausgewechselt werden, da die Dichtung sich plastisch irreversibel verformt und bei einem zweiten Anziehen mit gleichem Drehmoment nicht mehr verformen kann. Dann kann die Dichtheit nur durch höheres Drehmoment erreicht werden, was leicht zum Ausreißen des Gewindes führt. Vorteil dieser Dichtungen sind die hervorragende thermische, chemische und Druck-Beständigkeit. Daher wird sie auch als Zündkerzen-Dichtung benutzt.

Mein Tip für unterwegs:
Sollte keine neue Dichtung verfügbar sein und die alte Dichtung nicht bei normalen Drehmoment dicht schließen, nicht versuchen die Schraube weiter anzuziehen, das führt fast immer zu ausgerissenen Gewinden und dann zu teuren Folgereparaturen. Besser ist es, eine entsprechende Menge Hanf (Faser, nicht Blüten oder Pollen) um das Gewinde zu wickeln und dann die Schraube einzuschrauben. Also genau so, wie es auch der Installateur macht. Mit Teflonband habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Hanf hält nach meiner Erfahrung auch bei beschädigtem Gewinde ausreichend gut. Die Metalldichtung kann man dann weglassen. Beginnend am Schraubenende wickelt man in Richtung der Gewindesteigung zum Schraubenkopf. Man darf nicht zu viel Hanf um das Gewinde wickeln, sonst läßt sie sich nicht eindrehen.

Als Zylinderkopf bzw. -fuß-Dichtung, aber auch am Auspuff werden Metalldichtungen in Verbundstoff-Ausführung eingesetzt. Diese bestehen aus zwei Lagen Metall mit einer Lage Dichtstoff dazwischen. Der Dichtstoff verformt sich plastisch irreversibel. Dadurch ist eine Wiederverwendung oft nicht möglich; lediglich Auspuff-Dichtungen sind oft so dick gefüllt, daß eine Wiederverwendung nach der Demontage möglich ist.
Bei Zylinderkopf/fuß-Dichtungen ist noch eine dünne Schicht Dichtmittel auf der Metalloberfläche aufgebracht. Dieses Dichtmittel bleibt auch bei der Demontage auf der Dichtfläche kleben und muß entfernt werden. Mit einem Schaber (Vorsicht!), unterstützt mit Abbeizer, ist das aber kein Problem.
Während die Auspuff-Dichtung auch größere Unebenheiten ausgleichen kann, verlangt die Zylinderkopfdichtung parallele und glatte Oberflächen. Verzug an Kopf und Zylinder oder Kratzer in der Dichtfläche verhindern eine gute Dichtwirkung. Bei Verzug hilft nur planen der Oberflächen, dabei werden auch Kratzer eliminiert. Sollten sich nur geringfügige Kratzer in der Oberfläche befinden, kann man die Metall-Dichtung zusätzlich mit einer dauerelastischen und hochtemperaturbeständigen Dichtmasse behandelt werden. Das ist aber nur sehr dünn und am äußeren Rand der Dichtung aufzutragen, so daß das Dichtmittel nicht in den Brennraum gelangt. Zylinderkopfdichtungen, so behandelt, lassen sich so auch bedingt wiederverwenden.

Zylinderfußdichtungen müssen (außer bei Zweitaktern) keine Drücke aushalten, daher können sie problemlos immer wieder verwendet werden, wenn man sie mit Dichtmasse behandelt. Eine normale Zylinderfußdichtung hat ca. 0.7 mm Dicke. Wer die Kompression seines (Viertakt-) Motors erhöhen will, der kann dünnere bis gar keine Dichtung montieren. Dünnere Dichtungen kann man sich aus Dichtungspapier selber schneiden. Allerdings muß man dann eventuell die Steuerzeiten korrigieren und die Taschen für die Ventile vergrößern. Die Montage erfolgt dann immer mit Dichtmasse.

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Papier-Dichtungen

Die Papierdichtung ist wohl die verbreiteste Dichtung. Sie findet vor allem bei Seitendeckeln und vertikal trennenden Gehäuseteilen Anwendung. Muß ein Seitendeckel demontiert werden, dann geht dieses meist nur unter Beschädigung der alten Dichtung. Diese ist oft an beiden Teilen festgebacken und reißt. Die Reste müssen dann mit einem Metallschaber vorsichtig entfernt werden. Dabei ist die Kunst die Dichtung zu entfernen ohne Kratzer in die Dichtfläche zu machen. Hier kann man auch mit Lösungsmittel und Abbeizer die Arbeit erleichtern.

Bei der Montage muß die Dichtfläche öl- und fettfrei sein, auch auf die Dichtung darf man kein Öl aufbringen. Um wirklich gute Dichtheit zu garantieren streicht man die Dichtung dünn mit dauerplastischer Dichtmasse ein. Das hat auch den Vorteil, daß die Dichtung nicht festbäckt und bei der nächsten Demontage nicht beschädigt wird, so daß sie eventuell sogar wiederverwendet werden kann. Man kann die Dichtung eventuell auch ganz weglassen und statt dessen dauerelastische Dichtmasse verwenden. Das funktioniert aber nur dann, wenn der Abstand der Teile unter dem Deckel groß genug ist, denn die Dichtung trägt auch ein Stück auf und eventuell schleift dann ein Wellenende am Gehäusedeckel oder die Kupplung muß neu eingestellt werden. Ich bin kein Freund dieser Methode.

Wenn man unterwegs einen Deckel öffnen muß, der mit einer Papierdichtung versehen ist und man bekommt keine passende Dichtung, kann man sich eine aus Dichtungspapier selber eine schneiden. Dichtungspapier gibt es bei fast allen Motorradhändlern zu kaufen, zumindestens bei den Drei Großen. Die richtige Paßform erhält man am besten nach der Stempel-Methode. Dazu wird die Dichtfläche des Deckels mit einem Stempelkissen eingefärbt und dann der Deckel wie ein Stempel auf das Papier gedrückt. Entlang der Farbmarkierung mit scharfer Schere/Messer ausschneiden. Die Schraubenlöcher sind problematisch, wenn man gerade kein Locheisen zur Hand hat. Sie müssen aber auch nicht 100% rund sein.
Hat man kein Dichtpapier, dann muß man die alte Dichtung wieder flicken. Also bei der Demontage schon darauf achten, daß der Schaden gering bleibt. Dabei sind scharf abgerissene Dichtungen problematischer als solche, die sich eher gespalten haben. Nach der Demontage läßt man die Dichtungsreste wo sie sind und streicht bei der Montage alle Flächen und Risse mit dauerelastischer Dichtmasse ein. Danach alles schön ausrichten und zusammenschrauben. Man kann sich übrigens das Öl ablassen sparen, wenn man die Maschine (vorzugsweise auf einer Decke) auf die Seite legt. Dann ist auch die Montage der Dichtung leichter. Sollte trotzdem Öl an einer Stelle austreten, streicht man (nach Entfettung) äußerlich diese Stelle mit Dichtmasse für die Anwendung auf dem Dichtspalt ein.

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Dichtmassen diverser Hersteller (kein Anspruch auf Vollständigkeit)

Dirko
 dauerelastisch
 Temperatur: -50 - 180
 Einsatzort:

Dirko HT
 dauerelastisch
 Temperatur: -50 - 250/300
 Einsatzort: Zylinderkopf/Fuß, auch ohne Demontage, pur

Curil T
 dauerplastisch
 Temperatur: -40 - 250
 Einsatzort: Zylinderfuß, Papierdichtungen, pur

Hylomar
 dauerplastisch
 Temperatur: -50 - 250
 Einsatzort:

Ultra Copper
 dauerelastisch
 Temperatur: -50 - 315/350
 Einsatzort: Zylinderkopf, pur, Spaltüberbrückung bis 6 mm

Würth Silicon special 250
 dauerelastisch
 Temperatur: -50 - 250/300
 Einsatzort: äußerlich ohne Demontage

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Persönliche Erfahrungen

Axel Müller:

Dirko HT:
  pur - ok, Zylinderkopf - ok, äußerlich schlechtere Haftung als Würth, aus dem Dichtspalt ausgetretene Dichtmasse läßt sich nach dem Vulkanisieren gut entfernen
Curil T:
  Zylinderfuß - ok, Papierdichtungen - ok, Zylinderkopf - eher nicht, aus dem Dichtspalt ausgetretene Dichtmasse läßt sich schlecht entfernen (dauerplastisch!)
Würth:
  nur äußerlich, aber klebt höllisch, ich habe es immer mit, auf dem Dichtspalt aufgetragene Dichtmasse läßt sich nach dem Vulkanisieren fast nicht wieder entfernen!


Dirk Thomalla:

Dirko HT:
  habe ich immer mit, trocknet relativ zügig
Papierdichtung:
  wenn man es gar nicht anders geht, dann kann man sich auch schon mal mit Löschpapier behelfen


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