Scottoiler (von Carsten)

Mein Problem:
Beim Frühjahrsputz meiner SRX habe ich mich entschlossen die Kette zur Reinigung abzunehmen. Beim Prüfen der Spannung hatte ich vorher mal festgestellt, dass die Kette im Betrieb ganz schön heiß wird. Eigentlich dachte ich die Kette immer gut gepflegt zu haben. Also bei jeder Tankfüllung etwas Sprühfett und etwa alle 1000 km mit Kettenreiniger gereinigt. Eingebaut und so gut es ging eben. Der Verschleiß des Kettensatzes nach ca. 4000 km war gleich Null.

Dann kam der Schock nach dem Abnehmen der Kette:
Die Kettenglieder ließen sich kaum bewegen und alles was über die normalen Bewegungswinkel hinausging, war nur mit viel Kraft möglich. Also die Kette erst mal zwei Tage in Diesel eingelegt (soll für eine O-Ringkette besser sein, als Dampfstrahlen) und dann mit einer Geschirrbürste gereinigt. Die Kette sah aus wie neu, und ließ sich auch so bewegen.

Dann der zweite Schock:
Zum Abnehmen der Kette brauchte ich ja die Abdeckung über dem Ritzel nicht wegzuschrauben. Zum Auflegen der Kette war's dann aber notwendig. Jetzt wusste ich, wo sich das ganze Kettenspray außer am Hinterrad noch sammelt. Bremsenreiniger allein hat nicht mehr geholfen, eine alte Zahnbürste und meine Geduld mussten herhalten.

Meine Lösung:
BMW kommt nicht in Frage (... der Geldbeutel, sonst schon), also musste was anderes her. Nach kurzem Nachlesen in den entsprechenden Foren bei www.motorradonline.de zu meinem Problem war die Entscheidung klar, zumal in der Werbung steht: "bis 2KW mehr!". Ein Scottoiler musste es sein.

Wohin mit dem Ding?
Ich hatte die Sorge, dass das Teil geklaut werden könnte, wenn ich es sichtbar außen anbaue. Also musste das Bordwerkzeug in den Tankrucksack umziehen.
Vorteile die ich hier erfüllt sehe: stört die Optik nicht, temperaturgeschützt (Motor und Sonne), schmutzgeschützt, diebstahlsicher und einigermaßen zugänglich.
Scotty im Werkzeugfach
Scotty Schlauch

Der Anbau:
Eigentlich völlig Problemlos, außer der Düse. Den Unterdruck habe ich am Benzinhahn mit einem T-Stück (war dabei) abgenommen und unter dem Tank hinter die Batterie zum Scottoiler geführt.
Den Oiler selbst habe ich in das Werkzeugfach gestellt. Unten links habe ich ein 6mm starkes Loch für den Ölschlauch gebohrt. Hier hatte ich etwas Panik, weil ich etwa 10mm tief bohren musste, bis ich durch war. Ich dachte schon ich lande in der Airbox oder in sonst einem Teil, das da sein könnte. Aber an der Stelle ist wohl einfach nur der Kunststoff so dick.

Den Ölschlauch zum Kettenblatt habe ich vorerst verdrehfest mit Kabelbinder befestigt und die Düse so hingebogen, dass sie am Kettenblatt etwa 1mm berührungsfrei über der Kette endet.
Das Ganze hat etwa eine Stunde gedauert, war ein bisschen fummelig und sieht auch nicht besonders aus. Ich bin nicht unbedingt ein Freund von vier Kabelbindern an einer Schwinge. Das werde ich noch ändern, ich weiß nur noch nicht genau wie. Eine High-End-Lösung mit einer geschraubten KFZ-Bremsleitung schwebt mir vor ...

Scotty Schlauch

TÜV:
Zum TÜV habe ich unterschiedliche Dinge gelesen. Der TüV-Prüfer meines Vertrauens meinte, im Zweifel einfach vor der Prüfung das Öl ablassen (der Umweltgedanke!) und sagen, das Gerät sei nicht im Betrieb. Ich würde mich auf den Hinweis des Händlers berufen, der da lautet:
"Der Anbau eines Scottoilers verletzt in keinem Falle die ABE des Motorrades, eine TÜV-Abnahme ist nicht notwendig. Sie können über uns alle Ersatzteile für bei uns gekaufte Scottoiler erhalten. Wir übernehmen eine Garantie von 24 Monaten auf die einwandfreie Funktion des Scottoilers."

Das Setup:
Erstmal angkickt und nachgesehen, ob das Unterdruckventil im Öler seinen Dienst tut (kann man deutlich sehen) und ob auch der Benzinhahn noch geht (merkt man nach ca. 100m fahrt). Dann das mitgelieferte Öl rein, das Ventil auf die größte Stellung, damit die Leitung erst mal volläuft und losgedüst.
Beim ersten Stopp am Baggersee nach 5km war der Oiler halb leer, die Kette hat getropft wie ein Kieslaster und das Hinterrad war völlig eingesaut. Die nächste schnelle Linkskurve wäre gefährlich gewesen.
Also die Ölstärke erst mal auf ca. 1/3 reduziert und weitergetuckert. Seither (3 x tanken) ist die Kette immer schön nass, auch auf der rechten Seite, obwohl die Düse nur auf die linke Seite zeigt. Das Hinterrad ist nahezu sauber und im Stand tropfts etwa alle 40 sek. einmal. Die Einstellung ist denke ich erst mal OK. Auch nach einer Regenfahrt war kein Rost zu sehen.

Die Erkenntnis

  • Nach nun etwa 900km mit dem Scotty bin ich schon sicher, dass alle meine zukünftigen Moppeds einen Scottoiler bekommen werden (sofern kein Kardan dran ist [3]).
  • Das Ding funktioniert super, die Kette wird nicht mehr heiß, die Sauerei mit dem Kettenfett bleibt erspart und der Kettensatz wird wohl tatsächlich doppelt so lange halten.
  • Das Öl ist stinknormales Getriebeöl, leider steht keine Spezifikation auf der Flasche.
  • Der Verbrauch des Kettenöls scheint so zu sein, wie in der Werbung steht. Also bei mir gehen 2000 km sicher mit einer Füllung - gut so.
  • Was mir nicht gefällt ist, dass die Kette sehr viel lauter läuft, das war's aber auch schon an Negativem.
  • Nicht das Teil selbst, sondern seine Funktion ist das Geld wert.

Mein Tip:
Kaufen!

Link
Hier nur ein Link, weil mit diesem wohl alles zum Thema Kettenschmierung erschlagen ist:
http://www.mdvp.de/Kette/Oiler.html
Respekt!


Gruß + immer gut geschmierte Kette,

 Carsten